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sich eingestehen, dass sie ihm mehr gefielen, als er es sich wün-
schte. Dabei konnte er sich den Zauber, den diese kapriziöse Schön-
heit auf ihn ausübte, immer noch nicht erklären. Sie passte in
keines der üblichen Schemata, war absolut nicht standesgemäß,
herausfordernd und ziemlich respektlos und viel zu clever.
Und er? Er war schockierenderweise verrückt nach ihr.
Die Bauarbeiter hielten sich in Gegenwart des Earls of Pembroke
mit neugierigen Blicken und losen Bemerkungen naturgemäß
zurück, wofür Rafe ihnen dankbar war. Bisher hatte er Angel noch
nicht darauf aufmerksam gemacht, dass es Frauen ihres Standes
angeraten war, selbst hier auf dem Land eine gewisse Kleiderord-
nung zu beachten und nicht als Aushängeschild angesagter Design-
er der Londoner Party-Szene herumzulaufen.
Angel trug eine Designerjeans, die ihr direkt auf den Leib
geschneidert zu sein schien, dazu völlig unpassende Schuhe und
eins dieser Tops, die immer so aussahen, als fehle ein
entscheidender Teil Stoff. Lautlos mit den Zähnen knirschend, ver-
suchte Rafe, seine Libido im Zaum zu halten. Die High Heels sor-
gten dafür, dass ihre Hüften in einem herausfordernden Rhythmus
schwangen, während sie auf dem Kiesweg vorsichtig einen Fuß vor
den anderen setzte. Dazu die übergroße Sonnenbrille und das frisch
gestylte kurze Blondhaar.
Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn, und auf eine fast
perverse Weise genoss er die Tortur sogar!
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 Wie ich sehe, hast du dich extra passend angezogen, um auf dem
Bau zu helfen , stellte er ironisch fest, doch Angel wollte sich nicht
herausfordern lassen.
 Es gibt so gut wie keine Spiegel in diesem Haus , erwiderte sie
leichthin.  Darum war ich gezwungen, irgendwas überzuwerfen,
ohne die Wirkung überprüfen zu können. Also trägst du selbst die
Schuld daran, wenn dir das Resultat nicht gefällt.
Die Sache mit den Spiegeln hatte er vergessen. Da er selbst kein-
en Drang verspürte, sein lädiertes Konterfei zu sehen, hatte er sie
nach und nach fast alle abgehängt. Zu viele üble Geister in den ver-
dammten Dingern, wie er fand. Und wenn er hineinschaute, sah er
nur die Explosion und ihre schrecklichen Folgen.
 Ich hasse Spiegel.
 Dieses Outfit ist dazu bestimmt, mir Courage und Selbstver-
trauen einzuflößen , verriet Angel, ohne auf sein bitteres Statement
einzugehen, und schenkte dem Bauleiter ein so strahlendes
Lächeln, dass der arme Mann unwillkürlich errötete. Rafe spürte
zwar einen seltsamen Stich in der Brust, als sie sich ihm mit dem
gleichen Strahlen zuwandte, konnte dem jungen Kerl aber kaum
einen Vorwurf machen.
Dieses Lächeln erhellte die tiefste Dunkelheit und vertrieb die
Geister. Und es ließ ihn davon träumen, Angel endlich nackt in
seinen Armen zu halten und ihr zu zeigen, in welche Höhen der Ek-
stase er sie entführen konnte, bis sie um Gnade bat &
 Brauchst du nicht manchmal auch eine mentale Aufmunter-
ung? , fragte sie harmlos.
 Mental genau wie rein körperlich , murmelte Rafe, sobald der
Bauleiter außer Hörweite war.
 Ich verstehe nicht , behauptete Angel, wobei ihre brennenden
Wangen sie Lügen straften.
 Oh, doch, das tust du. Gib mir deine Hand und fühl selbst & 
Rafe konnte selbst nicht fassen, was er da sagte. Und das noch in
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aller Öffentlichkeit! So weit hatte diese Frau ihn bereits gebracht,
dass ihm alles egal war, außer Angel selbst.
Ihre Wangen verfärbten sich nur noch mehr, während sie sich
mit leichtem Lachen abwandte, um augenscheinlich höchst in-
teressiert die baulichen Fortschritte an der Ostfassade zu be-
gutachten. Innerlich jedoch befand sich Angel im absoluten Aus-
nahmezustand. Um das Zittern ihrer Hände zu kaschieren, ver-
steckte sie sie in den engen Taschen ihrer Jeans, wodurch ihre
Brüste nach vorn gedrückt wurden und sich noch deutlicher gegen
den dünnen Stoff ihres Tops abzeichneten.
Rafe fürchtete ernsthaft um seinen Verstand.
 Und? Geht s gut voran? , fragte sie heiser.  Ich kann das näm-
lich nur schwer beurteilen. Alles, was ich sehe, ist eine müde Horde
Handwerker, die sich anscheinend Tag und Nacht mit viel zu
lautem Werkzeug auf der Baustelle tummeln.
Wie immer reizten ihre flapsigen Bemerkungen ihn zum Lächeln,
und wie immer verbiss er es sich, um keine Schwäche zu zeigen.
 Es geht gut voran. Rafe folgte ihrem Blick zu dem skelettartigen
Gerüst vor dem neu errichteten Ostflügel, den er als Neubeginn
seines Lebens hier auf Pembroke Manor ansah. Ein neues sauberes
Kapitel in der kranken Geschichte seiner Familie.  Die lauten
Werkzeuge sind der beste Indikator für Fortschritt und Neube-
ginn , fuhr er wie an sich selbst gerichtet fort.  Sorgen musst du dir
erst machen, wenn es hier draußen totenstill ist.
Er hatte als Einziger die dunklen, schweren Jahre überlebt, in
denen er mit ansehen musste, wie die restlichen Familienmitglieder
ihren Dämonen unterlagen, einer nach dem anderen. Und es hatte
ihm nicht nur eiserne Disziplin, sondern mindestens so viel
geschäftliches Geschick abverlangt, aus dem relativ kleinen Erbe
seines Vaters und dem persönlichen Besitz seiner Großmutter, den
sie ihm schon vor ihrem Tod überschrieben hatte, ein stattliches
Vermögen zu machen. Nur so hatte er Pembroke Manor retten
können, das Oliver über die Jahre hinweg immer wieder beliehen
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und Stück für Stück ausverkauft hatte. Fast wäre der alte Familien-
besitz für immer verloren gewesen, aber das hatte Rafe verhindert.
Und ich werde es niemals zulassen! schwor er sich nicht zum er-
sten Mal.
 Wie kommt es, dass du diesen Ort so sehr liebst? , fragte Angel,
die sein Mienenspiel beobachtet hatte.
Augenblicklich verschlossen sich Rafes dunkle Züge und machten
dem gewohnt finsteren Ausdruck Platz.  Soll heißen, dir geht es an-
ders? Er wusste, dass die Frage nicht fair war. Was hatte Angel,
selbst als neue Countess von Pembroke, mit diesem Besitz zu tun,
der seit Generationen seiner Familie gehörte, belastet mit seiner
schweren Geschichte?
 Ich kann die Schönheit durchaus erkennen und schätzen , sagte
sie nach einem Rundumblick und sah dann wieder zum Haus
zurück.  Und natürlich beeindrucken mich auch Stil und histor-
ische Bedeutung eines so alten Hauses. Aber das ist es nicht, was du
fühlst, oder? Für dich geht es tiefer.
Rafe verschränkte die Arme vor der Brust, aus Angst, Angel sonst
in einem Überschwang der Gefühle an sich zu reißen.  Es ist mein
Zuhause , antwortete er rau.  Es war die Freude und der ganze
Stolz meines Vaters und seines Vaters vor ihm. Das erste Gebäude
wurde Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts errichtet, und es
heißt, dass die McFarlands seit dem Beginn von Schottlands
Geschichte hier lebten. Ich möchte all das in Ehren halten. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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