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Dafür hatte Cyrill nur einen abfälligen
Blick übrig.  Das bist du nicht wert , ließ er
sie wissen, bevor er in der kleinen, in Grün
gehaltenen Küche verschwand.
Alina gähnte immer noch, während sie
Kaffee aufsetzte. Zum ersten Mal an diesem
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Tag plagte Cyrill das schlechte Gewissen.
 Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt
habe. Erleichtert stellte er fest, dass sein
Bedauern tatsächlich ernst war.
Seine beste Freundin winkte ab.  Du
würdest wohl kaum um elf Uhr am Abend
hier auftauchen, wenn es kein Notfall wäre. 
 Stimmt. Er ließ sich auf einen der
harten Holzstühle fallen, die um den runden
Ikea- Tisch in der Mitte des Raumes grup-
piert waren und sah ihr dabei zu, wie sie
Milch und Zucker auf die Anrichte stellte.
Alina schwieg, gab ihm die Möglichkeit zu
entscheiden, ob er von seinen Problemen
berichten wollte, oder nicht. Aber was sollte
er sagen? Ich fühle mich in letzter Zeit echt
gut dabei, ein gewissenloses Arschloch zu
sein. Ach, und ich will dich echt dringend
ficken?
Plötzlich fühlte er sich so unsagbar
müde und ausgelaugt. Gern hätte er seine
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Stirn auf der Tischplatte einrasten lassen,
um zu vergessen, was er getan hatte.
Stattdessen verschränkte er die Arme unter
dem Kinn und beobachtete, wie sie ihm und
sich selbst Kaffee einschenkte. Das wirkte
mindestens so beruhigend, wie ein aus-
giebiges Nickerchen. Sie wusste, wie er sein
Heißgetränk bevorzugte. Mit viel Milch und
wenig Zucker. Absolut unmännlich, aber sie
hatte ihn deshalb nie verurteilt. Das würde
sie auch jetzt nicht tun, er konnte ihr immer
erzählen, was in ihm vorging & aber wollte
er das auch?
Wollte er ihr Bild von ihm wirklich
zerstören?
Schließlich gab er sich immer so viel
Mühe, in ihrer Gegenwart nur seine beste
Seite zu präsentieren.
Nachdem sie ihm den Kaffee vorgesetzt
hatte, nahm sie gegenüber von ihm Platz.
Ein paar glänzende Strähnen hingen ihr ins
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Gesicht und sie band ihr Haar mit einem
Gummi zurück, fuhr sich nochmal mit
beiden Händen über die hohen Wangen und
Schläfen und nahm einen Schluck von dem
heißen Gebräu. Daraufhin verzog sich das
fein gezeichnete Gesicht, weil es noch zu heiß
war. Sie pustete ein wenig in die Tasse, als ob
das so schnell helfen würde. Unter den lan-
gen, dunkelblonden Wimpern sah sie
schließlich zu ihm auf und betrachtete ihn
mit ihren sanft, grünen forschenden Augen.
Als wolle sie direkt in seinen Kopf hinein-
blicken, wenn er schon nicht von allein
erzählte, was los war. Gott, sie war so unsag-
bar schön. Sein Herz schmerzte, so wie im-
mer, wenn sie ihn auf diese Art betrachtete.
 Und? , fragte sie irgendwann, offenbar
wurde die Spannung unerträglich.
Aber er konnte sich nicht mehr
konzentrieren. Ihm war schon wieder viel zu
heiß. Immer wieder gelang es ihr, mit einem
simplen, unschuldigen Blick, die
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Atmosphäre derart zu verändern, dass er um
seinen Verstand fürchtete. Dabei legte sie es
nicht darauf an, ihn zu verführen, so wie ihre
Schwester. Alina war nicht an ihm in-
teressiert. Höchste Zeit, sich endlich damit
abzufinden und diese dämlich, verliebten
Gedanken zu vernichten. Leider gestaltete
sich das nicht ganz so einfach. Wäre es an-
ders gewesen, hätte die Welt keinen
Liebeskummer gekannt.
Er zwang sich von diesem eindring-
lichen Blick los und sah lieber auf die Tasse
zwischen seinen Händen. Fast hätte er den
Kopf geschüttelt, um ihn zu klären, konnte
sich jedoch gerade noch beherrschen.
 Ich habe mich mit meiner Mutter
gestritten. Er warf ihr einen flüchtigen Blick
zu und sah, wie sie die Lider aufriss. Sie war
verwundert und Cyrill wusste weshalb. Er
lächelte trocken.  Ja, es war das erste Mal
und ja, nenn mich ruhig Muttersöhnchen.
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 Nein, ich finde es gut, wenn man
Respekt vor seinen Eltern hat. Viel zu wenige
wissen in unserem Alter, was das heißt. Sie
war immer so rechtschaffen. Deswegen liebte
& ähm & mochte er sie.  Wieso habt ihr euch
gestritten?
Entnervt verzog er das Gesicht.  Sie ver-
langte von mir, dass ich die Stadt verlasse.
Alina rang nach Luft. In jenem kurzen
Moment, in dem sich pure Angst in ihren
Augen ausbreitete, konnte er sich vorstellen,
dass auch sie etwas für ihn empfand. Dass
auch er ihr wichtiger war, als jedes andere
Lebewesen auf diesem Planeten.
 Wieso? , fragte sie ehrlich empört und
auch ein wenig verletzt.
Wie sollte er das beantworten, ohne zu [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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