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glaublich auf den Wecker. Kochen mag ein herrliches
Hobby sein  tägliches Kochen ist einfach nur öde. Je-
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denfalls für mich. Trotzdem trolle ich mich in meinen
natürlichen Lebensraum, genannt Küche, und mache
Abendessen. Nudeln.
»Abends Kohlenhydrate, also, Andrea, das ist wirklich
nicht besonders klug. Das sollte sich doch rumgespro-
chen haben, dass das ansetzt. Das kann ja auch nicht in
deinem Sinne sein«, tadelt mich Christoph.
Ich weiß nicht genau warum, aber ich spüre, wie richtig-
gehender Zorn in mir aufsteigt. Mir wird heiß, ob durch
den Küchendunst, meinen Zorn oder die mistigen Hor-
mone, und ich bekomme richtig Lust, ihm den Topf Nu-
deln vor die Füße zu knallen. Ich mache es. Gieße aber 
weil ich nicht als grausam gelten will  vorher noch das
Wasser ab. Es macht ein Wahnsinnsgeräusch, scheppert
auf dem Parkett, das bestimmt eine schöne Macke abbe-
kommen hat und die Nudeln fliegen quer durchs Wohn-
zimmer.
»Dann eben keine Kohlenhydrate!«, brülle ich.
Er schaut mich an, als würde er am liebsten direkt in der
Psychiatrie anrufen.
»Ich versteh dich einfach nicht, was ist nur mit dir los?
Das ist ja richtiggehend hysterisch, wie du dich aufführst.
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Darf man hier denn nichts mehr sagen? Reiß dich halt
mal zusammen!«
Auch noch das! Der Mutti-Standardsatz aus dem Mund
meines Mannes. Hätte ich doch bloß mit Herrn Reimer
Kaffee getrunken. Vielleicht wäre mir das hier dann egal
gewesen. Ohne dieses Ego-Doping ist es mir aber kei-
neswegs egal. Ich würde nur zu gerne um mich hauen.
Dummerweise sind mittlerweile die übrigen Familien-
mitglieder auch alle aufgetaucht.
»Was hat denn hier so en Schlach getan?«, fragt Rudi
ganz naiv.
»Der Topf mit eurem Abendessen!«, antworte ich und
merke, wie mir schon wieder die Tränen aufsteigen.
Ich entwickle mich mehr und mehr zu einer Rund-Um-
Die-Uhr-Heulsuse. Ein blöder Satz von Christoph, und
ich will schlagen und weinen. Kein gutes Zeichen. Wo ist
nur meine Selbstbeherrschung geblieben? Wieso bin ich
so unentspannt, und warum nur nehme ich so ein paar
blöde Bemerkungen so wichtig?
»Ja, und was essen wir jetzt?«, denkt mein Sohn, prak-
tisch wie er ist, zunächst mal an seinen Magen. Der
kommt ja ganz auf seinen Vater.
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»Das ist mir so was von scheißegal!«, brülle ich, lasse
alle stehen und stürme aus dem Haus.
Als ich die Haustür zuknalle, fällt mir auf, dass es wieder
die Originaltür ist und ich ohne Schlüssel auf der Straße
stehe. Sehr schlau, Andrea. Was nun? Klingeln und reu-
mütig den Schlüssel holen? Während ich überlege, wie
ich das taktisch am Geschicktesten deichseln könnte, öff-
net sich die Tür. Es ist Rudi.
»Isch wollt nur korz nach dir sehn. Es geht dir net gut,
gell?«, fragt er, guckt mich mitleidig an und breitet seine
Arme aus.
Das wird ja bald zum Ritual. Ich lasse mich in seine Ar-
me fallen und beginne, wie auf den sprichwörtlichen
Knopfdruck hin, zu weinen. Was zaghaft beginnt wird
zum Sturzbach. Ich weine und weine und Rudi streicht
mir sanft über den Rücken. Ohne Fragen. Einfach nur
Trost pur. Als ich mich halbwegs beruhigt habe, reicht er
mir ein Taschentuch. Das ist das Erstaunliche bei Män-
nern dieser Generation: Sie haben immer ein Taschen-
tuch parat.
»Wenn de reden willst, ich bin immer för dich da, musst
aber net reden. Wie de magst!«, flüstert er mir zu.
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Rudi ist wunderbar. Jede Frau sollte einen Rudi haben.
Einen der nicht ständig fragt und nervt, sondern einfach
nur mal da ist. Uneigennützig seine Arme ausbreitet.
»Was esst ihr denn jetzt?«, schniefe ich.
»Ach, Andrea, mir verhungern schon net. Isch glaub, de
Christoph wollt Pizza bestelle.«
Da sieht man mal, wie weit es schon mit mir ist. Obwohl
ich die Schnauze so was von voll habe, fragt sich gleich
die besorgte Mutti in mir, ob die Familie nicht verhun-
gern wird, nur weil ich mich einmal im Abendessenstreik
befinde.
»Ich muss noch mal rein. Ich habe den Schlüssel verges-
sen. Aber das ist mir peinlich. Was mach ich denn
jetzt?«, bitte ich meinen Schwiegervater um Rat.
»Sorg disch net, isch hol en dir. Brauchst de sonst noch
was, Herzscher? Und, Andrea, wo willst de denn hin?
Willst de net wieder mit reinkomme?«
Ich zögere. Wo soll ich so spontan in diesem Aufzug hin?
Aber jetzt einfach wieder reingehen  so souverän fühle
ich mich nicht. Ich habe keine Lust, vor Christoph rum-
zuheulen. Und die Nudeln soll er schön auch selbst auf-
sammeln.
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»Rudi, ich mag nicht rein, jedenfalls jetzt nicht. Ich bin
zu aufgewühlt. Tust du mir einen Gefallen und holst
meinen Schlüssel, meine Handtasche und mein Handy?
Ich warte am Auto.«
»Wenn de meinst, mache mer des so. Soll ich Christoph
was sagen?«, fragt er noch vorsichtig.
»Nein, Rudi, nein. Auf keinen Fall. Du sagst gar nichts. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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